Thursday, February 16, 2012

Warum verstecken? | Why hyde?

Liebe LeserInnen,

am gestrigen Mittwoch veröffentlichte Kerstin ihren ersten Artikel im Magazin "She Loves", den sie kurz nach unserer Ankunft in Kanada verfasst hat. Klicke den Link der vorigen Zeile für die englische Version oder lese die deutsche Version im Anschluß.

Wir empfinden die Worte als gewaltig und ermutigend - möglicherweise erlebt Ihr dadurch ein Stückchen Wahrheit für Euer Leben!?

Kerstin & Rainer.


----


D
ear Reader,


yesterday, the magazine "She Loves" published an article that Kerstin wrote short after
we arrived in Canada. For reading the English version, click the link. The German version is shown beneath on this site.
To us, these words seem to be powerful and encouraging - probably, you will experience some moments of truth for your own life!?

Kerstin & Rainer.

=======


Warum verstecken?
- Kerstins Weg voller Hoffnung, Glaube und Überwindung -

Ich bin in der zehnten Woche schwanger.
Es kostet mich sehr viel Mut, dies in der Öffentlichkeit zu erzählen.
Warum? Es ist meine vierte Schwangerschaft - unsere ersten drei Kinder sind im Himmel.

Ich komme aus Deutschland und in unserer Kultur ist es eher unüblich, seine Schwangerschaft vor dem vierten Monat zu verkünden. Vor einigen Wochen war ich in Brasilien und habe herausgefunden, daß Brasilianerinnen ihre Schwangerschaft mitteilen, sobald sie einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand halten. Ich fragte sie, weshalb sie dies täten,
da die Gefahr einer Fehlgeburt in den ersten drei Monaten doch sehr groß wäre. Sie antworteten mir, dass sie sich gemeinsam freuen UND gemeinsam trauern. Falls etwas mit dem Baby passiert, können sie die jeweilige Mutter unterstützen und alles für sie tun, sodass sie nicht alleine durch diese schwere Zeit gehen muss. Sie unterstützen, was immer sie braucht. Sie kochen für sie, geben ihr eine dicke Umarmung oder massieren ihre Füße. Was immer ihr gut tut.

Verlust.

Meine erste Fehlgeburt
hatte ich in 2009 als ich in der achten Schwangerschaftswoche (SSW) war, die Zweite war 2011 in der dreiunddreißigsten SSW und die Dritte widerfuhr mir ebenfalls in 2011 in der zwölften SSW. Alle Verluste waren sehr herausfordernd und schmerzhaft, jedoch unsere tote Tochter Loah Ende März 2o11 im neunten Monat auf die Welt zu bringen, war die schmerzhafteste Erfahrung.

Nach der dritten Fehlgeburt im vergangenen November konnte ich Gott nicht mehr loben, nicht mehr preisen
und auch nicht mehr beten. Mein Herz war voller Schmerz und Unverständnis. Zum Glück hatte ich in dieser Phase unsere Freunde. Als ich mich fern von Gott fühlte, sangen und beteten sie für mich. Unsere Gemeinde war stets für uns da und trug uns durch das Tal der Tränen.

Ich wusste, dass keine Art von
Tod von Gott kommt - Er ist Liebe und nichts Schlechtes kommt von Ihm - aber Er hat die Situationen zugelassen.



Wiederherstellung.


Nach einigen Wochen kam ich an einen Punkt, unsere Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten zu können: Wenn Gott die Situationen zugelassen hat, dann muss in jeder Situation etwas Positives stecken. Das war für mich die Kehrtwende – ich wollte Schlechtes zu Gutem verwandeln. Dies war eine Entscheidung, kein Gefühl. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, nicht länger in Lügen und in Negativem gefangen zu sein.

Sehr viele, gute Dinge haben sich seitdem ereignet
:
+ Unsere Ehe war noch nie so stark,
+ Mitunter aufgrund dieser Ereignisse beschlossen wir, unsere Leben zu 100% in Gottes Hände zu legen und den Schritt in unsere Berufung zu wagen,
+ Es entwickelte sich die Möglichkeit, eine intensive, ca. einjährige Rüstzeit bei unseren Vorbildern, den Pastoren John und Helen Burns in Kanada, zu realisieren,
+ Einige Freunde entschieden sich seitdem, den christlichen Glauben für ihr Leben anzunehmen und
+ nach 28 Jahren wurde mein Vater Teil meines Lebens.

Es schmerzt, sich zu verstecken.


Von heute an werde ich nichts mehr verstecken.
Ich habe herausgefunden, dass es für mich weitaus gesünder ist, darüber zu sprechen wie ich mich fühle bzw. welche Gedanken und Gefühle ich habe, die mich von solchen Ereignissen und einer intensiven Beziehung mit Gott abhalten. Wenn ich mein Leben und die schwierigen Phasen des Lebens nicht mit anderen Menschen teile, ist es für Gott viel schwieriger, durch mich zu arbeiten. Ich möchte, dass Er mich als als Seine Tochter nutzen kann, anderen Menschen zu helfen und sie zu ermutigen. Dies ist für mich auch der Grund, meine Geschichte mit Euch zu teilen und hiermit offen zu verkünden, aktuell zum vierten Mal schwanger zu sein.

Fällt es mir leicht, die aktuelle Schwangerschaft zu genießen?
Definitiv nicht. Jeden Tag werde ich mit meiner Vergangenheit konfrontiert. Die innerlichen Bilder der positiven Schwangerschaftstests, die Bilder meines dicken Bauches, die Ultraschallsituationen, das fertig eingerichtete Kinderzimmer, die Bewegungen, die ich spürte, die Situation als mir im Krankenhaus der Tod unserer Tochter verkündet wurde, die Schmerzen der Geburt und gleichzeitig
das wunderbare Erlebnis, unsere Tochter begrüßen zu dürfen, die Rechnung des Bestatters usw.


Vorangehen im Glauben.


Wie gehe
ich mit diesen Bildern und der Angst, dass mir der gleiche Schmerz nochmals passieren könnte, um?
Dafür gibt es leider kein Geheimrezept. Es ist für mich eine Reise. Tag für Tag. Ich denke immer wieder an die Brasilianerinnen, die verstanden haben, was es bedeutet, eine solch' aktive Gemeinschaft („Sisterhood“) zu haben.
Ich weiß, daß ich von Frauen aufgefangen werde, wenn ich erneut fallen sollte. Sie werden mich tragen und alles für mich tun, um meinen Schmerz zu lindern.

UND:
Ich spreche darüber. Wenn ich den Eindruck habe, in der Angst festzustecken, spreche ich mit meinem Ehemann Rainer oder mit Freunden darüber, um mir von ihnen helfen lassen zu können.

Das Gegenteil von Angst ist Glaube.
Gott hat alles in Seiner Hand und ich vertraue Ihm.


__________

Rainer und Kerstin sind seit Juni 2oo5 verheiratet, haben drei Kinder im Himmel und sind bereit, Menschen, Familien, Beziehungen und Ehen weltweit zu dienen und sie auszurüsten.
Ideen zur Unterstützung dieses Vorhabens während der kommenden Jahrzehnte finden sich im Visionsbrief.
Um künftig weitere Inspirationen zu erhalten, schaue auf dieser Seite vorbei oder folge auf Twitter: @KerstinKnaack | @RainerKnaack

2 comments:

  1. ICH FREU MICH, *yuuupppiiiiii*, und bin in Gedanken und im Gebet bei Euch;-)

    ReplyDelete
  2. Liebe Kerstin, lieber Rainer,
    ich muss schnell mal schreiben, was ich gerade denke. Muss es einfach mal eben loswerden:

    Kerstin,
    als ich Deine Story das erste Mal gelesen habe, mußte ich erst einmal tief Luft holen. Was ich laß, hat mich fast erdrückt und zugleich sehr erstaunt.
    Ich, ein Kerl wie ein Baum, die norddeutsche Eiche, der harte Seemann.
    Ich habe Deine Story nun schon fünf Mal gelesen. Dann kamen die Tränen.
    Was habt Ihr erleben dürfen und erleiden müssen. Ich bewundere Euch für eure Stärke, bin erstaunt über Eure Kraft, Mut und Zuversicht.
    Ich weiß nicht, ob ich gläubig bin. Wenn es so sein sollte, ist es mir egal, ob der Onkel im Himmel Gott, Manitou oder Neptun heißt. Aber, wenn “der da oben” Euch Kraft, Stärke und Mut gibt und bei dem, was ihr lebt, auch trägt, dann macht er alles richtig.
    Ich kenne Euch nur lachend. Wenn es hilft, dass Euer Kind genau so lachen kann wie ihr, werde ich ich für Euch meinen Neptun anbeten und im “Hamburger Michel” eine Kerze für Euch anzünden. Es gibt immer irgendwo ein Licht für Euch. Auch hier in Hamburg.
    Meine Gedanken sind bei Euch.
    Alles Liebe
    Euer Schüdde

    ReplyDelete